Omar Saidykhan ASW Wieblingen
Foto: alvivi

Omar Saidykhan und die Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker

Omar Saidykhan ist vor wenigen Jahren aus Gambia nach Deutschland geflüchtet. Dank des Ikubiz Ausbildungsverbund hat er nicht nur einen Ausbildungsplatz zum KFZ-Mechatroniker in der ASW-Autowerkstatt von Beqir Hysenaj in Wieblingen gefunden, sondern in Beqir auch einen väterlichen Förderer. Beqir kann selbst eine Fluchtgeschichte aus dem Kosovo erzählen.

In unserem Video sprechen beide von ihrer besonderen Beziehung, dem familiären Zusammenhalt im Betrieb und welche besondere Reise nach der Ausbildung für Omar ansteht. Klickt hier, um das Video auf unserem Youtube-Kanal anzuschauen:

Omar Saidykhan Youtube

Wie ist Omar zu ASW gekommen?

Omar erzählt: Ich heiße Omar Saidykhan und ich bin aus Gambia. Seit vier Jahren bin ich hier; im August 2016 bin ich gekommen. Zu ASW bin ich gekommen, weil ich in Gambia schon eine KFZ-Ausbildung angefangen habe und sie hier fertig machen wollte. Zuerst habe ich ein Praktikum in einer Schreinerei in Rohrbach gemacht. Dort habe ich für zwei bis drei Wochen gearbeitet. Frau Rindone vom ikubiz hat mir geholfen, einen Praktikumsplatz zu finden. Dank ihr war das einfach. Für mich selbst, ganz alleine, war es ein bisschen schwierig: Ich hatte es zweimal versucht. Zum Beispiel in Heidelberg: Ich bin zu einer Firma gegangen und mein Ansprechpartner hat gesagt, ich bräuchte meinen Schulabschluss, bevor ich ein Praktikum machen darf.

Beqir ergänzt: Am Ende kam Omar zu uns, durch Giuseppina Rindone vom ikubiz. Es ist witzig: Er kam rein, ich habe gefragt wie er heißt, er antwortete 'Omar'. Mein Sohn heißt auch Omar. Deswegen habe ich dann gesagt: "Okay, du bist eingestellt. Ob du etwas kannst oder nicht, entscheidet sich im Nachhinein." 

Mein Bruder und ich, unser ganzes Team, wir lieben unsere Arbeit. Ich versuche, die Atmosphäre hier sehr familiär zu halten. Dieser Zusammenhalt kommt von meinen Eltern: Sie legen sehr viel Wert darauf, dass wir alle zusammenhalten. Es gibt hier kein "Das ist meins, das ist deins". Alles ist unseres. 

Omar: Beqir weiß, wie es mir geht, weil er ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Er ist selbst geflüchtet und weiß, wie schwer alles ist oder sein kann. Auch deswegen wollte er mir helfen. Damit bei mir auch alles gut geht. Und deshalb will ich auch weiter für ihn arbeiten.

Beqir: Das, was ich erlebt habe, war auch echt zum Heulen. Wenn ich daran zurückdenke, kommen mir manchmal die Tränen. Ich hatte damals überhaupt keine Möglichkeit gehabt, eine Ausbildung zu machen. Deshalb musste ich mir eine Sondergenehmigung bei der Ausländerbehörde besorgen. Die Behörden wollten meine Familie und mich abschieben, weil der Kosovo-Krieg vorbei war. Wir haben drei Monate lang jeden Abend im Auto geschlafen, weil wir Angst hatten, abgeschoben zu werden. Meine Geschwister und ich sind dann aber alle in eine Ausbildung gegangen. Wir haben versucht, eine Linie und eine Richtung zu finden, um uns hier zu integrieren. Heute ist das alles einfacher.

Auf die Frage, was Beqir besonders an ihm schätzt, antwortet Omar: Das kann ich gar nicht sagen. Ich arbeite, ich bin geduldig... Vielleicht ist es das? Ich weiß es nicht. 

Beqir: Respekt, Standfestigkeit, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Humor und Durchsetzungsvermögen. Das sind Dinge, die Omar mitbringt. Er setzt sich ein Ziel und sagt: "Dahin will ich." 

Omar. Bei uns in Gambia ist die Schule kostenpflichtig. Ich konnte das nicht bezahlen, ich hatte nicht genug Geld, auch wenn ich gerne meine Ausbildung dort fertig gemacht hätte. Das Ausbildungssystem hier in Deutschland hilft allen Leuten, ob du arm bist oder nicht. Du kannst hier trotzdem zur Schule gehen und deine Ausbildung fertig machen. Das gefällt mir sehr gut.

Beqir: Ich habe überhaupt keine Zweifel daran gehabt, dass Omar die Ausbildung nicht schaffen könnte. Giuseppina Rindone sagte damals, Omar kann kein Deutsch. Aber das wir mir egal, ich habe gesagt, dass er es dann halt lernt. Ich konnte auch kein Deutsch. Mittlerweile spricht Omar für mich perfekt: Er kann die Fachbegriffe, das reicht mir. 

Es gibt nur eine Sache, die mir Angst macht: Was ist, wenn ich nicht da bin und irgendjemand kommt, der Omar beleidigt? Man weiß ja nie. Er ist schwarz. So etwas kann ganz schnell passieren. Trotz allem freut mich, und das muss ich wirklich betonen: Bei der Kundschaft, die wir haben, ist Omar außerordentlich beliebt.

Im Laufe unseres Interviews erzählt Omar auch, was er in Deutschland vermisst.

Omar: Ich vermisse meine Mama, jeden Tag. Aber ich bin auch hier glücklich, weil ich hier eine andere "Familie" habe. Unser Meister hier hilft mir viel.

Beqir: Ich habe Omar versprochen: Wenn deine Ausbildung fertig ist, besuchen wir deine Mutter. Notfalls setzen wir uns ins Auto, fahren bis nach Italien runter, hocken uns ins Schiff und fahren bis nach Afrika rüber. Was gibt es Wichtigeres als Familie? Für mich nichts.

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