Schubladen und Festlegungen sind seine Sache nicht. Der Saxofonist Ben Wendel, gebürtig in Vancouver, aber längst in New York lebend, gehört einerseits zu den Gründungsmitgliedern der erfrischend undogmatischen, mit Jazzbesetzung zwischen Fusion, Post-Rock und Hip-Hop switchenden Band Kneebody. Andererseits reicht die Palette seiner Auftritte als Sideman von Tigran Hamasyan über Taylor Eigsti und Prince bis Snoop Dogg und Daedelus. Hierzulande noch zu entdecken sind die Arbeiten, die Wendel unter seinem eigenen Namen veröffentlicht. Auch hier zeigt er sich als herausragender, von Chris Potter und Tim Garland inspirierter Solist, aber zugleich auch als Komponist, dem es gelingt, seinen Eklektizismus stets zu einem überzeugenden Ganzen zu formen. Sein aktuelles, fünftes Album „High Heart“ ist nicht nur prominent besetzt (Shai Maestro, Gerald Clayton, Nate Wood), sondern erinnert in Sachen Tempo, Dynamik und Raffinement an den Fusion-Jazz der frühen 1970er Jahre. Überdies schafft der ambitionierte Einbezug des originellen Vokalisten Michael Mayo eine Atmosphäre, die die Kritik an die epischen Kompositionen Pat Methenys oder Wayne Shorters Klassiker „Native Dancer“ denken ließ. Passend dazu hat Wendel seine dringlich erscheinende Musik mit Linernotes „gerahmt“, die eine politisch wache Reflexion über die Rolle von Kunst und Kultur und deren Veränderungen im Zeichen von Digitalisierung und Entsolidarisierung des Sozialen sind.

Besetzung:
Ben Wendel : sax
Joe Sanders : b
Nate Wood : dr
Gerald Clayton : p
Shai Maestro : rhodes
Michael Mayo : voc

Weitere Infos unter: Ben Wendel - High Heart • Enjoy Jazz • BASF-Feierabendhaus